Unsere Arbeit

Unsere Intention ist, mit der Form der heilpädagogischen Wochenstätte eine intensiv familienbegleitende und problemorientierte Jugendhilfeleistung anzubieten. Wir wollen das Kind und die Familie in unsere Arbeit gleichermaßen miteinbeziehen und dabei die Autonomie des Kindes und die Kompetenz der Eltern gleichzeitig stärken.

Wir sehen die Familie als ein Netzwerk von Beziehungen und Interessen, in dem es für jedes Mitglied wichtig ist, seinen Platz und auch seine Verantwortlichkeit zu finden. Diesen Prozess wollen wir durch individuelles pädagogisches und therapeutisches Handeln anregen und begleiten, bis die Familie in der Lage ist, die erzieherische Aufgabe eigenverantwortlich zu übernehmen.

Unser vorwiegendes Ziel ist es, Kinder wieder in den familiären Verband zu integrieren und den Aufenthalt bei uns angemessen kurz zu halten. Bei den Jugendlichen ist eine Ablösung und Verselbständigung in vermehrtem Maße notwendig. Trotzdem ist es wichtig, dass auch hier die Kontakte und die Kommunikation mit der Familie erhalten bleiben, da auch der Jugendliche für die Bewältigung von Krisen und Problemen eine tragfähige familiäre Beziehung nötig hat.

Pädagogische Arbeit

Die Form der heilpädagogisch-therapeutischen 5-Tagegruppe beinhaltet eine intensive familien-begleitende und problemorientierte stationäre Jugendhilfeleistung. Das Kind/der Jugendliche und die Familie werden in unsere Arbeit gleichermaßen miteinbezogen. Ziel ist es, die Entwicklung und Verselbständigung des Kindes/Jugendlichen und die Kompetenz der Eltern in derselben Weise zu stärken, damit eine positive und tragfähige Beziehung und Auseinandersetzung im familiären Rahmen stattfinden kann.

Wir arbeiten in einem klar strukturierten Milieu mit überschaubaren, deutlich erkennbaren Grenzen und Verantwortlichkeiten. Dieses Milieu soll angstlösend und Sicherheit vermittelnd sein, damit vertrauensvolle Beziehungen aufgebaut werden können und haltgebende Strukturen entstehen. Es gibt Dienste und Verbindlichkeiten im Haus, die im Zusammenleben von den Einzelnen übernommen werden müssen. Wie in der Familie auch, wird hier eine Auseinandersetzung mit Pflichten und Rechten gefordert.

Die Gestaltung des Tagesablaufs wird mit und für jedes Kind/Jugendlichen individuell geplant, koordiniert und auch bzgl. der pädagogischen Ergebnisse vom Team reflektiert. Es gibt eine Vielzahl von heilpädagogischen und therapeutischen Maßnahmen, die in Absprache mit dem Kind/Jugendlichen und den Eltern durchgeführt werden. Sie dienen der individuellen Förderung des Kindes in verschiedenen Bereichen und orientieren sich am aktuellen Bedarf.

Heilpädagogisch-therapeutische Maßnahmen

Musiktherapie, therapeutische Gruppen, erlebnispädagogische Maßnahmen, kunsttherapeutische Arbeit, soziales Kompetenztraining, Medienpädagogik, psychologische Einzelstunden, Verhaltenstherapie, psychotherapeutische Arbeit, Antiaggressionstraining, familientherapeutische Arbeit. Eine psychotherapeutische (tiefenpsychologisch und analytisch, verhaltenstherapeutisch) Begleitung und Intervention erfolgt bei entsprechender Indikation im Haus. Von den Mitarbeitern werden täglich Projektgruppen (max. 3-4 Kinder/Jugendliche) in der Zeit von 16 Uhr bis 20 Uhr mit unterschiedlichen Schwerpunkten geleitet, die mit den Kinder/Jugendlichen ausgewählt werden.

Sport: Reiten, Schwimmen, Eislaufen, Bouldern, Fußball, Fitness, Bowling Kreative Gestaltung: Tonen, Werken, Malen, Musik, Kochen & Backen Kultur: Theater, Museum, Ausstellungen, aktuelle Kulturprogramme

FAMILIENBEGLEITENDE ARBEIT Durch den stationären Aufenthalt wird zunächst eine Distanzierung erreicht, die als Entspannung und Entlastung für beide Seiten, Kind und Eltern, wirken kann. Regelmäßige Gespräche von Therapeut, Kind/Jugendlichen und Eltern über den Verlauf und Entwicklung des Kindes helfen:

  • Problemverständnis zu entwickeln

  • sich mit familiären Konflikten und individuellen Problemen auseinander zu setzen

  • individuelle Lösungsstrategien zu erarbeiten

  • unbewusste Konflikte zu verstehen

  • die Beziehungsdynamik in der Familie bewusst zu machen

  • Psychoedukation

Durch den verbindlichen Wochenendkontakt des Kindes/Jugendlichen zur Familie und die Verantwortungsübernahme der Eltern an den Wochenenden wird vermieden, dass

  • das Kind als Symptomträger in eine Außenseiterrolle gerät

  • durch eine lange Trennung von der Familie zusätzliche Ängste entwickelt werden, welche die Symptomatik verstärken

  • das Kind nur als "Besucher" nachhause geht und dort dann entsprechend besonders behandelt wird

Das regelmäßige Nachhausegehen am Wochenende ist konfliktreich und keineswegs unproblematisch auch nicht für uns, die wir mit dem Kind während der Woche arbeiten. Es hat den Vorteil, dass wir dadurch die Familie besser kennen lernen, und ein vermehrter Austausch über die Problematik zustande kommt. Dadurch können wir gemeinsam mit den Eltern und dem Kind an Zielen und Veränderungen arbeiten.

Wir sehen die Eltern in der Anfangsphase in einem regelmäßigen Abstand von zwei Wochen zu Gesprächen in unserem Haus, später in einem Turnus von drei Wochen. Die Familienarbeit findet unter der Leitung von Therapeuten statt, und wird durch pädagogische Mitarbeiter ergänzt, die in Schwerpunkten mit dem Kind arbeiten.

Wir beziehen Kinder/Jugendliche in die Gespräche mit den Eltern ein, was am Anfang mit Ängsten und Hemmungen verbunden ist. Es ist jedoch unser Ziel, dass Eltern und Kinder in Kommunikation treten, und sich die familiäre Beziehung in einem konstruktiven Austausch festigt. Wir wollen diesen Dialog anregen, unterstützen und uns dann langsam aus der familiären Diskussion zurückziehen, um Eigeninitiative und familiäre Auseinandersetzung zu fördern.

Unser Pädagogisches Ziel

Verbindlichkeiten aufbauen, Entscheidungsprozeße initiieren, Frustrationstoleranz und Konfliktfähigkeit erhöhen, Erlebensfähigkeit erweitern. Für den Lern- und Leistungsbereich gibt es verbindliche Strukturen: Lernzeit ist täglich zwischen 14.30 und 16.00 Uhr in festen Kleingruppen (4 – 5 Kinder/Jgdl.) mit pädagogischer Betreuung und Unterstützung. Eine zweite Lernzeit findet zwischen 16.00 und 17:30 Uhr für Nachmittagsschüler statt. Schwerpunkt neben der Erledigung der Hausaufgaben sind individuelle Förderung in verschiedenen Lernbereichen und strukturelle Hilfen bei der Bewältigung des Leistungspensums. Um den sinnvollen Umgang mit neuen Medien zu unterstützen, arbeiten wir mit modernen Computern und Lernprogrammen. Auch eine Förderung bei Legasthenie, Dyskalkulie und Lese-Rechtschreibschwäche wird bei Bedarf eingeleitet und in der Einrichtung von speziell ausgebildeten Therapeuten betreut. 

Aufnahmebedingungen und Verweildauer

Gründe für die Aufnahme:

  • Anpassungs- und Schulschwierigkeiten

  • Entwicklungsstörungen

  • Leistungsdefizite

  • Beziehungs- und Kontaktprobleme

  • Pubertäre und andere Reifungskrisen

  • Probleme im Sozialverhalten

Nach entsprechender Abklärung nehmen wir Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 8 und 14 Jahren auf, im Einzelfall auch ältere Jugendliche. Für die Aufnahme in unserer Einrichtung sind folgende Überlegungen von besonderer Wichtigkeit:

  1. Kann die Störung des vorgestellten Kindes in adäquater Weise heilpädagogisch und therapeutisch bewältigt werden?

  2. Besitzt die betroffene Familie genügend Tragfähigkeit und Konfliktbereitschaft, um sich auf längere Zeit auf ein Arbeitsbündnis mit uns einzulassen?

  3. Besteht generell die Möglichkeit, das Kind / Jugendlichen in die Familie zurück­zuführen?

Bei Aufnahme eines Kindes in die Einrichtung arbeiten wir zunächst mit einer zeitlichen Perspektive von einemJahr. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass kürzere Zeiteinheiten für alle Beteiligten überschaubarer sind, weniger Trennungsängste auslösen, und wir innerhalb dieses Rahmens in gemeinsamer Abstimmung mit den Familien und dem Jugendamt realitätsnahere Ziele formulieren können. Bei einer regelmäßigen Überprüfung der stationären Maßnahme im Hilfeplanverfahren, wird dann mit den Beteiligten über den eventuell notwendigen weiteren Verbleib diskutiert. In der Anfangsphase des Aufenthalts legen wir Wert darauf, dass die Kinder die Ferien bei uns verbringen, um ihnen die Integration in die Abläufe der Einrichtung und Kontakte zu anderen Kindern zu erleichtern. In der Ablösungsphase sind die Kinder in den Ferien vermehrt zu Hause, um das Zusammenleben in der Familie zu üben und der Ablösung aus der Wochenstätte angstfreier zu begegnen.

Rückführung

In der Rückführungs- und Entlassungsphase, die gemeinsam mit Familie und Jugendamt vorbereitet wird, bieten wir Eltern und Kindern /Jugendlichen teilstationäre Übergangshilfen und Probephasen im familiären Umfeld an. Es ist in verstärktem Maße wichtig, nach der Entlassung für den Übergang der Familie Begleitung anzubieten. Oft kann durch diese Maßnahmen ein Heimaufenthalt entscheidend verkürzt werden, und das Risiko bei der Trennung von der Einrichtung mutiger angegangen werden.

Die individuelle Nachbetreuung kann bestehen aus:

  • Familiengesprächen in längeren Zeitabständen,

  • teilstationäre Betreuung mit niederschwelligem Leistungsangebot für eine Übergangsphase unter Beibehaltung der aktuellen Schulsituation,

  • Tagesgruppe für Jugendliche in Deisenhofen (Alter zwischen 12 und 17 Jahren).

Mit den meisten Eltern und Kindern/Jugendlichen, die aus unserer Betreuung entlassen worden sind, stehen wir noch immer in Kontakt. Für uns sind die Weiterentwicklungen und Rückmeldungen von großer Bedeutung, dienen sie doch als Erfolgskontrolle und veranlassen uns, die inhaltliche Arbeit den Bedürfnissen der Kinder und Familien ständig neu auszurichten und anzupassen.

Die Kinder und Jugendlichen werden über die zuständigen Jugendämter in unserer Einrichtung untergebracht.